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Supervisor*innenGhesla Jürgen




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Interview von Jürgen Ghesla

F: Was hat Sie bewogen, gerade Ihren Beruf zu ergreifen?

Nach rund 30 Jahren als Ingenieur im Bereich Entwicklung, Produktions- und Verfahrenstechnik, mit Familie im eigenen Haus, führte mich der Suizid unseres Sohnes in eine schwere Krise.
Im Zuge dieser Krisenbewältigung habe ich mein Leben, meine Arbeit, mich selbst und den Sinn des Lebens in Frage gestellt und hinterfragt. Ich durfte in dieser Zeit selber Unterstützung erfahren und die Arbeit hilfreicher Beratung am eigenen Leib erfahren.
Mit dem Ziel einer - wenn zunächst auch nur nebenberuflichen - Neuorientierung habe ich mich dann entschlossen, von der Technik weg in den Bereich sozialer Arbeit, konkret in die Lebens- und Sozialberatung zu wechseln.
Ich möchte meine ganz persönlichen Erfahrungen im Zuge der Krise, insbesondere aber auch im Zuge deren Bewältigung weitergeben und andere dabei Unterstützen, Ihren eigenen Weg zu gehen.


F: Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert?

Neben einer gewissen Lebenserfahrung und dem im Zuge der Ausbildung nach und nach angeeigneten Basis-Wissen sind wohl einige der folgenden Fähigkeiten besonders wichtig:
- zu hören, was dein Gegenüber Dir mit Worten zu sagen versucht
- zu sehen, wie es Ihr/Ihm dabei geht
- zu spüren, wann es Zeit ist nachzufragen und wann, auch einmal zu schweigen
- ernst zu nehmen, was den/die Klient*in gerade als Thema beschäftigt
- sich
- dabei als Berater ohne Maske zu zeigen und dem/der Klient*in achtsam und mit Wertschätzung zu begegnen

Oder wie es Carl Rogers zusammengefasst hat:
Empathie, Wertschätzung und Kongruenz
Er beschreibt drei Elemente, die die Entwicklung von Beziehungen fördern, dabei handelt es sich um die Kongruenz (Echtheit), Akzeptanz (Wertschätzen) und Empathie (einfühlendes Verstehen). Diese Herangehensweise schafft eine Atmosphäre „positiver Wertschätzung“.


F: Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?

Das Leben in all seiner Vielfalt bietet täglich zahlreiche Möglichkeiten, aber ebenso viele Herausforderungen. Diese reichen von Beziehungsthemen in Partnerschaft, im Verwandten- und Freundeskreis oder auch im beruflichen Umfeld, über einschneidende Veränderungen im persönlichen Umfeld bis hin zu gravierenden, krisenhaften und sogar lebensbedrohlichen Situationen, mit denen Menschen konfrontiert werden können.
Basierend auf eigenen Erfahrungen ist es mir daher insbesondere - aber keinesfalls ausschliesslich - ein Anliegen, Themen von Verlust und Trauer, aber auch das nach wie vor stark tabuisierte Thema des Suizids aufzugreifen und im speziellen zu begleiten. Dabei sind sowohl Angehörige, Freunde, Bekannte nach Suizid angesprochen, aber auch jene Menschen, die sich selbst die Sinnfrage stellen und zu Recht auf wohlwollende Begleitung und Unterstützung im Umgang mit dieser Thematik hoffen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Aufstellungsarbeit, am bekanntesten durch Familienaufstellungen. Sowohl am Systembrett, in erweiterter Form durch Personenaufstellungen lassen sich innere Bilder und Vorstellungen im Aussen sichtbar machen, was Veränderungsprozesse anstossen und so zur Linderung einer schwierigen Thematik beitragen kann.


F: Was erachten Sie als Ihren bisher größten beruflichen Erfolg?

Die letztlich erfolgreiche Unterstützung und Beratung einer meiner ersten Klienten - nach einer zunächst als wenig hilfreich empfundenen und kaum beachteten Fragestellung.
Es sind oft Kleinigkeiten, eine winzige Anregung, die den Ausschlag zu einer positiven Veränderung bewirken kann.


F: Wodurch glauben Sie, könnten die Menschen vermehrt für Ihre Dienstleistungen interessiert werden?

Verstärktes öffentliches Auftreten als Berater, um in der Gesellschaft als mögliche und funktionierende Unterstützung wahrgenommen und akzeptiert zu werden.
Beratung da, wo keine Therapie erforderlich ist, aber der persönliche Lösungsfindungs-Prozess nicht zum Erfolg führt.


F: Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen?

Das Ziel, jeder Klientin / jedem Klienten genau jene Form an Unterstützung und Beratung zukommen zu lassen, die sie/er in diesem Moment benötigt, kann nur gemeinsam erreicht werden.
So arbeite ich aktuell in einer Gemeinschaftspraxis, zusammen mit zwei Psychotherapeut*innen und einer Kinesiologin. Ich pflege aber auch Kontakte zu anderen Institutionen wie z.B. dem ifs, der Telefonseelsorge oder dem Kriseninterventionsteam.
Miteinander stark werden - als Berater und Therapeuten - für unsere Klient*innen.


F: Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)?

Ich biete in Aufstellungsabenden (Systemische Aufstellungsarbeit, Familienaufstellungen) die Möglichkeit, ein eigenes Thema in geschütztem Rahmen mit Repräsentanten aufzustellen. Personenaufstellungen dienen dabei nicht nur dem Klienten, sein inneres Bild zu einem Thema im Aussen sichtbar zu machen, denn vielfach können auch die Repräsentanten aus diesem Bild oder der eigenen Rolle etwas hilfreiches für sich mitnehmen.

F: Welches Ziel wollen Sie in Ihrem Beruf noch erreichen?

Gerne möchte ich eines Tages meine aktuell erst nebenberuflich ausgeübte Tätigkeit als Lebens- und Sozialberater zu meinem zentralen und erfüllenden Beruf machen.

F: Was bedeutet für Sie Glück?

Den Tag gesund erleben zu dürfen...
Mit meiner Partnerin in gegenseitiger Liebe verbunden zu sein...
Die Natur unseres schönen Landes täglich geniessen zu können...
Mit meiner Arbeit immer wieder Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten...
Dankbar sein zu können, für all die schönen Momente des Lebens...


F: Wenn Sie die berühmte "Gute Fee" nach drei Wünschen fragen würde, welche würden Sie äußern?

Für mich persönlich?
Ich wünsche mir ein 'gesundes' und (immer wieder mal) 'glückliches' Leben, umgeben von Menschen, die mich 'so mögen, wie ich bin'.


F: Welche drei Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Eine rote Rose - da sie mich gleichermassen an die Liebe und an die Vergänglichkeit erinnert...
Eine Foto-Collage mit all meinen liebsten Mitmenschen - denn schöne Erinnerungen bleiben...
Ein Buch zu Themen wie Dankbarkeit, Sinnfindung, Persönliche Entwicklung und Spiritualität - weil es auf dieser Welt viel mehr gibt, als wir mit blossem Auge sehen können...


F: Was ist Ihr Lebensmotto?

Lieber einen einzigen Tag lang glücklich, als die nächsten 30 Jahre nur zufrieden...

F: Welche wichtige Frage haben Sie in diesem Interview vermisst?

Sind Sie nur zufrieden oder schon glücklich?

F: ... und wie würden Sie darauf antworten?

Ich war ein Leben lang meist nur zufrieden...
...doch seit Bewältigung meiner grössten Krise bin ich immer wieder mal wirklich glücklich.



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